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Erzähl mir von der Zukunft! Wie lebst und arbeitest du? Was ist dir wichtig, was nicht? Wofür fühlst du dich verantwortlich? Was besitzt du? Wie findest du Liebe, wie lebst du Beziehungen? Das Medien Kultur Haus Wels nimmt mit jungen Menschen unsere Welt von morgen in den Blick.
Friedrich Nietzsche hat einst in „Die Reden des Zarathustras“ philosophiert: „Wahrlich, wer wenig besitzt, wird umso weniger besessen.“ Niemals zuvor haben die Menschen in Europa mehr besessen als heute. Vor 100 Jahren kam ein durchschnittlicher Haushalt mit 180 beweglichen Gegenständen aus, heute sind es laut amtlicher Statistik rund 10.000. Und heute landet so viel wie noch nie zuvor im Müll. Doch wie viel (Konsum) ist genug, zu viel oder zu wenig? Was darf der Einzelne verbrauchen? Wie viel verträgt die Umwelt? Wann beginnt der Überfluss, wann die Not? Und wer legt das alles fest?
Mit „Weniger ist mehr“ betitelt das Medien Kultur Haus (MKH) ein spannendes Großprojekt, das seit Monaten vorbereitet wird und Ende April öffentlich startet. „Wir versuchen für brennende Themen eine optimistische Sicht zu suchen“, betont Geschäftsführer und Projektleiter Günter Mayer. „Wir möchten keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger agieren.“ Nicht Besserwissen, sondern Hinterfragen, Nachdenken und Reagieren
seien gefragt.
Was ihm persönlich zu „Weniger ist mehr“ an Beispielen spontan einfällt? „Reduzieren bringt mehr Freude an Dingen, die man wirklich braucht“, sagt Günter Mayer. Für Projektbetreuer Boris Schuld bedeutet
„weniger Ramsch mehr qualitativere Sachen“, für Projektmitarbeiterin Kunigunde bringt „weniger Stress mehr Vertrauen in sich selbst.“
"Das Medien Kultur Haus übernimmt mit dem Projekt Verantwortung für die Zukunft. Das verbindet uns." Florian Niedersüß, Vorstand eww
Im vergangenen Sommer hatte sich das Team des Medien Kultur Hauses an einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst mit dem Titel „Perspektiven. Innovation. Kunst“ beteiligt. „Unsere Einreichung, die von mehr als 600 Bewerbungen ausjuriert wurde, war sehr nüchtern, aber auch sehr dringlich formuliert“, schildert Günter Mayer: „Wir können jetzt über Veränderungen nachdenken, vielleicht wird dies jedoch bald nicht mehr möglich sein!“
Nun setzt das Team seine gesamte Kapazität ein Jahr lang für das Thema mit dem Arbeitstitel „Weniger ist mehr“ ein. „Bei der Diskussion um zu viel oder zu wenig lautet die große Frage: Wo, was, wie ist das Genug?“, präzisiert Günter Mayer. „Diese Frage kann man auf viele Lebensbereiche übertragen: Umgang mit Ressourcen, Energie, Mobilität, den Besitz, Bildschirmzeiten am Handy, Natur und so weiter. Wichtig sind uns junge Akteure und Akteurinnen, mit denen wir gemeinsam an Veranstaltungen, Workshops, Produktionen, Dokumentationen und Kurzfilmen arbeiten werden. Dabei sollen keine apokalyptischen Szenarien gezeichnet, sondern positive Zukunftserzählungen versucht werden.“
Seit zwei Jahrzehnten ist das Medien Kultur Haus ein Kulturzentrum mitten in Wels, mit Kunstvermittlung, Medienproduktion für Jugendliche, Probierraum, Treffpunkt, Galerie und Kino.
Das führt unter anderem dazu, dass im Medien Kultur Haus seit der Eröffnung 2003 erstmals wieder eine Sitcom produziert wird. Die Künstler Sam Bunn – er hat die Geschichte geschrieben und führt Regie – und Reinhard Zach zeichnen darin eine positive, auf Fürsorge basierende utopische Zukunft. Im Jahr 2250 ändert sich das Leben der Menschen schlagartig durch die Ankunft eines Pakets mit brisantem Inhalt – einem eingefrorenen Milliardär aus dem Jahr 2025. „Comrades“ ist eine Serie über die Vorstellung radikaler Lösungen für die Probleme von heute. Die Pilotfolge wurde im Februar im Haus gedreht.
Was darf man sich vom Projekt alles erwarten? Neben der Sitcom gibt es im Frühjahr eine Kick-Off-Veranstaltung und Workshops mit Experten. Im Sommer folgen drei „lustvolle Arbeitsblöcke“. Angedacht sind auch Brandreden, Poetry Slams, Musikproduktionen, Bühnensatire, Karikaturen, Podcasts, Plakate, Film-Doku und Radiobeiträge. Für den Herbst sind eine mehrteilige Comedyshow, Ausstellungen und eine „Studio 17“-Reihe mit „10 Minuten Welt erklären“ geplant. Beim Youki-Festival wird das Thema abschließend aufgegriffen.
Die eww Gruppe ist seit langem Förderer des Medien Kultur Hauses. „Das aktuelle Projekt thematisiert das für alle wichtige Thema Nachhaltigkeit“, unterstreicht eww Vorstand Florian Niedersüß. „Ich bin überzeugt, dass von diesem Projekt wichtige Impulse ausgehen und wir von jungen Menschen und deren Ideen noch sehr viel lernen können. Jeder Beitrag dazu ist wertvoll.“
„Weniger ist mehr“ betreffe einen jeden, Private, Unternehmen, Gemeinden, die gesamte Gesellschaft. „Wir bei eww haben die Grundhaltung: Jeder Mensch sollte seinen Beitrag dazu leisten, dass wir unseren Planeten den nächsten Generationen anständig hinterlassen können“, sagt Florian Niedersüß. „Wir arbeiten an allen Ecken und Enden daran, nachhaltig zu agieren. Ob das Ökostrom, grüne Fernwärme, große Photovoltaikanlagen, E-Mobilität oder moderne Beleuchtungslösungen sind: Es geht in allen unseren Bereichen darum, mit den Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen.“
Die Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung treiben das MKH schon länger um. In den vergangenen Jahren wurde bei größeren Projekten beispielsweise „What you really need? – Was braucht man wirklich?“ gefragt oder die Devise „Owa vom Gas“ ausgegeben. „Die Programme und Workshops dazu waren überraschend, publikumswirksam, unterhaltend, unterschiedlich, anregend, schräg, auch kulinarisch – und sind vielen unserer Besucher und Besucherinnen in Erinnerung geblieben“, freut sich Günter Mayer. Als Kultureinrichtung mit jahrzehntelanger Erfahrung, aber mit viel Frische und ewig junger Neugier setzt das MKH auf unkonventionelle und innovative Strategien: „Wir haben das nötige Equipment und Netzwerk. Das Medien Kultur Haus soll eine temporäre Denkfabrik für junge Menschen sein, die Lust haben, sich aktiv bei wichtigen Themen einzubringen.“
Das Haus in der Pollheimer Straße ist ein multifunktionales Kulturzentrum. „Wir bieten vor allem Schülern, Kinder- und Jugendgruppen eine fundierte Plattform, um sich mit der Welt der Kunst, der Kultur und der Medien auseinandersetzen zu können, ohne jede Hürde“, beschreibt Günter Mayer. „Sie können selbstständig ausprobieren und kreativ sein, zum Beispiel lernen, einen Trickfilm zu produzieren oder eine Talkshow zu planen. Die Kids Wochenschau ist ein neueres, beeindruckendes Beispiel dafür.“
"Wir versuchen optimistisch auf brennende Themen zu blicken.“ Günter Mayer, Geschäftsführer Medien Kultur Haus