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22.06.2022 – Technik
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Gesicherte Stromproduktion dank Wasserkraft

Bereits im Jahr 2020 wurden Spitzenwerte von bis zu 60 % des österreichischen Stroms über Wasserkraft erzeugt – und dieser Prozentsatz steigt kontinuierlich weiter. Sowohl Wasser- als auch Wind- und Sonnenenergie sind wichtige Komponenten der Energieversorgung der Zukunft und tragen wesentlich zur Energiewende bei. Doch was passiert, wenn die Pegel von Flüssen und Seen fallen und damit auch die Stromproduktion beeinflussen?

Welser Wasserkraftwerk

Sichere Stromversorgung trotz Niedrigwasser in den Flüssen

Trockenperioden gibt es nicht nur im Hochsommer, sondern durchaus auch während jeder anderen Jahreszeit. Doch nicht jede regenarme Zeit führt gleich zu Niedrigwasser. Dieses Phänomen stellt - genauso wie Hochwasser und Starkregenereignisse​​​​​​​ - eine Ausnahmesituation dar und kommt zum Glück derzeit durchschnittlich nur einmal alle zwei Jahre vor.

Um eine optimale Leistung zu erbringen, müssen in einem Wasserkraftwerk pro Turbine rund 375 Kubikmeter Wasser durchfließen. Ist dies nicht gegeben, reagieren moderne Anlagen in den Kraftwerken automatisch mit Gegenmaßnahmen:

  1. Einzelne Maschinen schalten ab, damit die restlichen mit der idealen Wassermenge betrieben werden können.
     
  2. Der Leitapparat schließt sich außerdem so weit, dass genau die Wassermenge, die der Fluss momentan führt, durch die Turbinen fließt.
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  3. Die Stellung der Leit- und Laufradschaufeln der laufenden Turbinen passt sich der Wassermenge an – so kann ein möglichst hoher Wirkungsgrad erzielt werden.

Generell ist Niedrigwasser weniger schlimm, als es sich anhört. Die Pegelstände von Flüssen sinken (im Normalfall) eher dann ab, wenn es trocken und warm ist. Das sind ideale Bedingungen für andere Energieerzeuger wie Photovoltaikanlagen​​​​​​​ oder Windkraftanlagen (Windenergie​​​​​​​). Durch diese kann das Stromdefizit der Wasserkraftwerke ausgeglichen werden.

Stromversorgung Österreichs baut auf Wasserkraft

Bereits seit 1950 ist Wasserkraft eine wichtige Säule für die Energieversorgung Österreichs​​​​​​​. In den 90er Jahren wurde der Bau großer Wasserkraftwerke vorangetrieben – heute setzt man eher auf Kleinwasserkraft und die Revitalisierung älterer Anlagen. Außerdem bekommen Pumpspeicherkraftwerke immer mehr Bedeutung.

Österreich liegt im europäischen Vergleich unter den Top 10 nach installierter Leistung und Menge der Energieerzeugung in Bezug auf Wasserkraft. Insgesamt wird derzeit aus 56 Speicherkraftwerke, 80 Laufkraftwerke und tausende kleinere Wasserkraftwerke in Österreich nachhaltiger Strom​​​​​​​ in das europäische Verbundnetz eingespeist.

Damit sind über 70 % des technisch-wirtschaftlich Möglichen an Wasserkraft in Österreichs Fließgewässern ausgeschöpft. Obwohl die Anzahl an Kraftwerken jährlich um etwa 7,5 % steigt, kann der österreichische Strombedarf nicht zu 100 % über Wasserkraft gedeckt werden.
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Bei Niedrigwasser kommen andere Energieträger zum Zug

Ein heißer und trockener Sommer bedeutet vor allem wenig Niederschlag und gleichzeitig viel Verdunstung und Wassermangel​​​​​​​. Das Jahr 2018 war das bislang wärmste und trockenste Jahr seit Start der Aufzeichnungen. Die Folgen waren dramatisch: Binnenschiffe konnten aufgrund der niedrigen Pegelstände weniger Fracht transportieren, die Wasserkraftwerke in der Schweiz produzierten phasenweise weniger als 25 % der sonst üblichen Strommenge, in Österreich fehlten 40 % der Wasserkraft. Auf lange Sicht hat das gezeigt, dass Energieanbieter und Kraftwerksbetreiber den Faktor Klimawandel in ihre Berechnungen mit einbeziehen müssen.

Glücklicherweise ist Österreich in der Lage, kurzfristige Defizit der Wasserkraftwerke durch alternative Energiequellen​​​​​​​, wie Solaranlagen oder Windkraftanlagen, auszugleichen und abzufangen. Mehr zum Thema erneuerbare Energie und Versorgungssicherheit​​​​​​​

Schattenseiten der Wasserkraft lassen sich minimieren

Obwohl Energie aus Wasserkraft durchaus nachhaltig ist und für die zukünftige Stromversorgung eine wichtige Rolle spielt, darf auch der ökologische Aspekt nicht außer Acht gelassen werden. Großkraftwerke sind ein Eingriff in die Natur, das hat man mittlerweile erkannt und steuert dagegen.

In Wels sind die Bestimmungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie auf fruchtbaren Boden gefallen. Bei der Sanierung des bestehenden Kraftwerks Traunleiten​​​​​​​ wurde nicht nur ein neuer Nebenarm angelegt, der Staubereich mit Totholz strukturiert, sondern es sind auch neue Fischwanderhilfen und -tunnels installiert worden, um die Durchwanderbarkeit zu verbessern.

Besonderes Augenmerk wurde bei der Sanierung und Effizienzsteigerung des alten Kraftwerks, das in einem Natura-2000-Schutzgebiet liegt, auf die Bedürfnisse der dort vorkommenden Vogelarten gelegt – 32 von ihnen sind sogar geschützt. Die Aufforstung der Baustellenumgebung mit heimischen Pflanzen sorgt zudem für ein reiches Vorkommen von Insekten. Sickerflächen und sorgfältige Pflege der Umgebung machen das gesamte Gebiet zu einem attraktiven Naherholungsgebiet.

Die dem Kraftwerk vorgelagerte Wehr sorgt dafür, dass immer eine konstante Wassermenge für die Stromerzeugung eingezogen werden kann und hilft, Zeiten mit wenig Niederschlag abzufedern.

Zum Kraftwerk Traunleiten​​​​​​​

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